Die größte Explosion der Menschheit!

Die stärkste Explosion der letzten zwei Millionen Jahre ereignete sich vor etwa 74 000 Jahren auf Sumatra, als der Supervulkan Toba zum Leben erwachte. Seine Eruption war in ihrer ganzen Gewalt 10 000-mal so stark wie jene, die 1980 den Gipfel des amerikanischen Mount St. Helens absprengte. Und diese war bereits mit einer Sprengkraft von 350 Megatonnen TNT 27 000-mal so stark wie die Hiroshima-Bombe, die es auf dreizehn Kilotonnen brachte.

Die größte Explosion
Die größte Explosion

Natürlich hatte dieses Erwachen des Toba ein nachhaltige Wirkung: Der Vulkan warf etwa 2800 Kubikkilometer Asche aus, die sich in der Atmosphäre weltweit verteilte und die die globalen Durchschnittstemperaturen um drei bis vier Grad abstürzen ließ. In der direkten Umgebung des Toba bedeckten Asche und Tuff die Erdoberfläche bis zu 600 Meter hoch. Zudem blies der Ausbruch rund zehn Milliarden Tonnen Schwefelsäure in die Luft.

Die Folge war natürlich ein großflächiges Siechtum und sogar Absterben der Vegetation in Teilen Asiens. Aber auch in anderen Regionen ging die Produktivität der Ökosysteme stark zurück, denn die Asche blieb mindestens sechs Jahre lang in der Atmosphäre – es kam zu einer Art vulkanischem Winter. Auf dem Boden bedeckte sie vielerorts das Pflanzenkleid noch zentimeterdick und erstickte damit das Grün.

Für die damals lebenden Vertreter der Art Homo sapiens hatte dies jedenfalls verheerende Folgen, denn auch ihre Population ging rapide zurück. Wissenschaftler vermuten, dass einst nur fünf- bis zehntausend Menschen die Hungerperiode überlebten und die Menschheit deshalb damals durch einen genetischen Flaschenhals musste, der unser Erbgut nachhaltig vereinheitlichte. In den Mitochondrien unserer Zellen lässt sich dies heute noch erkennen. Durch den Temperaturrückgang in Europa und Nordasien sowie die Verwüstungen in Südasien überlebte unsere Spezies wohl nur in äquatornahen Regionen Afrikas.

Die Caldera – die entleerte Magmakammer – des Toba füllt heute ein gleichnamiger See; dennoch kann nicht davon ausgegangen werden, dass der Supervulkan erloschen ist: Erkundungen zeigen, dass zwischen einzelnen Ausbrüchen extrem lange Phasen der Ruhe liegen. Wenngleich hier zumindest in der näheren Zukunft nicht mit einer Eruption zu rechnen ist, so befürchten britische Geologen noch in diesem Jahrhundert zumindest andernorts kleinere, aber ähnliche Ereignisse – etwa im Yellowstone, in Neuseeland oder sogar im Mittelmeerraum.

Im Vergleich dazu war die Explosion des zwischen Java und Sumatra liegenden Krakatau am 26./27. August 1883 nur ein rachitisches Husten von Mutter Erde, denn sie erreichte „nur“ 200 Megatonnen TNT. Bereits dies reichte jedoch aus, um etwa 36 000 Menschen zu töten – die meisten starben allerdings durch die von dem Beben ausgelösten Tsunamis. Der durch das Sprengen des Krakataus ausgelöste Knall gilt als das lauteste Geräusch, das bislang geschichtlich auf der Erde vermerkt wurde: Die Detonation war noch in knapp 5000 Kilometer Entfernung zu vernehmen.

Gegenüber diesen Naturgewalten wirken menschliche Bomben trotz ihrer Schrecknisse in ihrer Kraft fast lächerlich. So erreichte der stärkste jemals bei Atomwaffenversuchen getestete Sprengkopf gerade einmal 57 Megatonnen TNT. Diesen Rekord halten aber nicht die Amerikaner, sondern die Sowjets mit ihrer am 30. Oktober 1961 gezündeten Zar-Bombe. Im Gegenzug erreichte das US-Militär mit einer Castle Bravo genannten Wasserstoffbombe in ihrem stärksten Test auf dem Bikini-Atoll am 28. Februar 1954 „nur“ 15 Megatonnen TNT.

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